Aktuelle Herausforderungen der Energiebranche

Automatisierung als Strategie für erfolgreiche Digitale Transformation

Schon seit vielen Jahren ist absehbar, dass die Energiewirtschaft vor großen Veränderungen steht. Die zunehmende gesetzliche Regulierung, technologischen Innovationen sowie die Energie- und Wärmewende zwingen Energieversorgungsunternehmen und Stadtwerke zum Handeln. Die mit der Energiewende verbundene Dezentralisierung der Energiewirtschaft in vollem Gange und die Bedürfnisse der Kunden werden immer komplexer. Eine ganze Reihe an Entwicklungen macht es notwendig, sich über die Zukunft der kommunalen Energieversorger Gedanken zu machen.

Nachhaltige Positionierung am Markt zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit

Kommunale Energieversorgungsunternehmen (EVUs) sollten sich mit ihrer zukünftigen strategischen Ausrichtung aktiv beschäftigen und einen strukturierten Strategieprozess anstoßen, bei dem alle relevanten Stakeholder mitwirken. Es gilt, die Weichen in den Stadtwerke-Aufsichtsräten so zu stellen, dass heute noch profitable Unternehmen auch in Zukunft Gewinne erzielen können. Kurzfristige Optimierungs- und Restrukturierungsmaßnahmen müssen mit den Überlegungen zur strategischen und damit langfristigen Ausrichtung in Einklang gebracht werden.
Für die Transformation zum Stadtwerk der Zukunft sind verschiedene Handlungsfelder und Lösungsansätze von zentraler Bedeutung, wie in der Grafik dargestellt.

Grafik zu Strategische Handlungsfelder der EVU

Kundenorientierung in dezentralen Strukturen

Neue Geschäftsfelder sowie verändertes Nutzerverhalten erfordern eine intensivere und deutlich individuellere Kundenorientierung der EVUs als bisher. Es kommt beispielsweise darauf an, wie Kunden, die einerseits selbst Strom durch eine eigene Solaranlage herstellen und andererseits Strom beziehen, intelligent durch Plattformkonzepte und dynamische Tarife eingebunden werden.
Rund 1,6 Millionen dezentrale Erzeugungsanlagen laut BDEW bedeuten, dass die Verteilung und Steuerung des Stroms neu organisiert werden muss. Die Digitalisierung ist hierbei der Hebel mit den Unternehmen der Energiewirtschaft im Schaltraum. Wer sich in diesem Zusammenhang an den Kundeninteressen ausrichtet und kundenfreundlich agiert, profitiert von einer langfristigen Kundenbindung und verbessert seine Wettbewerbsfähigkeit signifikant.

Modernisierung der Netzinfrastruktur

Die Überalterung der Netzinfrastruktur, der Ausbau der Erneuerbaren Energien und die gesellschaftlichen Anforderungen führen dazu, dass die Energienetze den zukünftigen Versorgungsaufgaben nicht mehr vollständig gerecht werden. Es wird ein enormer Bedarf entstehen, in den Aus- und Umbau der Energienetze zu investieren und über Smart-Grid-Ansätze genau dort anzuknüp-fen, wo durch E-Mobility und Wärmepumpen Netzengpässe entstehen. Hier helfen KI-basierte Prognosemodelle und Digitale Zwillinge, den Netzausbau möglichst zielgenau zu planen.

Digitale Tranformation als Chance begreifen

Eine der wesentlichen Herausforderungen der modernen Energiewirtschaft und gleichzeitig ein zentraler Treiber für Wachstum und die Erschließung neuer Geschäftsfelder ist die digitale Transformation. Im Mittelpunkt der Digitalisierung steht der Umgang mit Daten. Um die zunehmende Komplexität zu beherrschen und die Transformation des Energiesystems effizient zu gestalten, braucht es digitale Lösungen: Intelligente Messsysteme, Kommunikationstechnologien, Datenbanken, Datenräume und Datenanalysen, künstliche Intelligenz, Cyber-Sicherheitsstrategien, automatisierte Prozesse sowie datenbasierte Endverbraucheranwendungen halten immer mehr Einzug in die Energiewirtschaft.

Datengetriebene Organisationen als Erfolgsfaktor

Die Energiewirtschaft beschäftigt sich sehr intensiv damit, wie große Datenströme aus Energieerzeugung, Netzeinspeisung, Smart Metering oder auch dem Verteilnetzbetrieb verbunden und gemanagt werden können. Das Ziel sind effiziente, schnelle und automatisierte Prozesse. Energieunternehmen müssen sich zu echten Datenspezialisten entwickeln und ihre Unternehmen als datengetriebene Organisationen aufstellen. Nur auf diese Weise können Sie mehr über die Bedürfnisse der Kunden erfahren und entsprechende Produkte und Services anbieten sowie ihre Unternehmen effizient steuern.

Prozessoptimierung und Kundenschnittstellen

Die Digitalisierung hat auch zur Konsequenz, dass Unternehmen ihre internen Prozesse optimieren und automatisieren müssen. Optimierte und – im Idealfall – automatisierte interne Prozesse sind zudem notwendig, um auf die geänderten Bedürfnisse von Kunden reagieren zu können und die Interaktion mit den Kunden und Lieferanten möglichst kostenoptimal zu gestalten.
Das Produkt Strom bleibt in einer digitalisierten Welt grundsätzlich gleich. Was sich jedoch ändert, sind beispielsweise die Vertriebswege, um Energie und dazugehörige Dienstleistungen zu vermarkten und an die Anforderungen der zu beliefernden Kunden anzupassen. Die Kundenschnittstellen werden digital und die Kundenkommunikation zunehmend automatisiert. Auf der Vertriebsseite führt die digitale Transformation zudem dazu, dass digitale Plattformen aufgebaut werden, über die Energieversorger ihre Interaktion mit dem Kunden bündeln, egal ob diese Kommunikation online, mobil, im Call-Center und beim Vor-Ort-Vertrieb stattfindet.

Kulturwandel in der Arbeitswelt der Energiebranche

Hinzu kommt, dass die Digitalisierung einen zunehmenden Kulturwandel der Arbeitswelten von Energieversorgungsunternehmen und Stadtwerken erfordert. Dabei nehmen neue agile Methoden der Zusammenarbeit oder digitale Kommunikationstechnologien eine zentrale Rolle  in der Energiebranche ein. Grundsätzlich geht es darum, die eigenen Mitarbeiter für die digitale Welt zu qualifizieren oder entsprechendes Personal zu gewinnen.

Fazit: Automatisierung als Strategie für erfolgreiche Digitale Transformation

Die Transformation der kommunalen Energiewirtschaft ist kein Zukunftsszenario mehr, sondern bereits in vollem Gange. Erfolgreiche Stadtwerke der Zukunft zeichnen sich durch eine strategische Herangehensweise, konsequente Digitalisierung und innovative Kundenorientierung aus. Wer heute die richtigen Weichen stellt, kann auch morgen erfolgreich am Markt agieren.


Das Bild zeigt Dr. Klaus Neuhäuser

Über den Autor:

Dr. Klaus Neuhäuser ist geschäftsführender Gesellschafter der Unternehmensberatung CrossLink GmbH und arbeitet seit knapp 30 Jahren in der Managementberatung. Er hat eine Vielzahl großer Strategie- Transaktions- oder Organisationsprojekte für Energieversorgungsunternehmen, Stadtwerke und Kommunen erfolgreich geleitet. Dr. Neuhäuser ist Autor einschlägiger Veröffentlichungen in den Bereichen Energie- und Kommunalwirtschaft sowie Redner auf Fachkonferenzen. Seit 2015 ist er Vize-Präsident des Bundesverbandes Deutscher Unternehmensberatungen (BDU) e. V.

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